Gedanken,  Leben.

Vom Suchen (und finden) des „wer bin ich eigentlich?“

Das „finden“ habe ich ausgeklammert, da ich mich nach 40 Jahren vielleicht noch immer nicht gefunden habe. Ich schreibe „vielleicht“ weil ich mir nicht sicher bin. In manchen Augenblicken bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich weiß, wer ich bin und was ich will und in anderen Momenten zweifel ich an allem, bei dem ich mir so sicher war.

Es gibt Phasen oder Zeiten, da sind diese Momente des Suchens wieder übermächtig. Ich weiß nicht, woher es kommt. Müdigkeit, Wetter, Stress, Langeweile, Überforderung, zu viele Probleme, zu wenig Probleme, ein Überangebot an Möglichkeiten, keine Möglichkeiten, Vollmond, Hormone – ich weiß nicht, warum es manchmal plötzlich kommt und ich mich davon so vereinnahmen lasse. Bin genervt von allem und jedem und am meisten von mir selbst.

Ich sitze gelangweilt rum und nörgel was das Zeug hält, wenn ich angesprochen werde und auch wenn ich nicht angesprochen werde. Ansonsten bin ich an solchen Tagen sehr still und verkrieche mich eher mit meinen Gedanken. Ich bekomme Panik oder ein schlechtes Gewissen, weil ich da sitze und nichts tue und es ist Samstag. Samstag – das bedeutet Wochenende: Endlich genug Zeit mit Familie – mit meinem Mann und meiner 3-jährigen Tochter. Und was tue ich? Nichts! Ich bin die verbitterte Nörgeltussi die keine Lust auf Nichts hat, keine Interessen, scheinbar keine Freude an nichts und auch nicht mit ihrer Tochter spielen will oder normal mit ihrem Mann reden will. Ich kapiere nicht, warum ich in solchen Momenten oft Unfähigkeit bin das ganze umzudrehen und einfach der positive, lustige Mensch sein kann, der ich bin.

Dann wenn ich keine Lust auf nichts habe, frage ich mich wirklich, ob ich keinerlei Interessen habe. Alles kommt mir stupide, stumpfsinnig und sinnlos vor.

Warum soll ich mir Dokumentationen über Länder ansehen von denen ich Träume sie zu sehen? Dann bin ich nur noch mehr gefrustet, weil ich nicht dort bin und alles mit meinen eigenen Augen sehen kann. Mir nicht selbst meine Meinung über die Menschen, die Kultur, die Natur und das Lebensgefühl dort bilden kann. Nein, ich muss sehen was andere sehen, erleben und darüber denken.

Malen oder zeichnen? Ich habe die nötigen Utensilien nicht mehr hier und sie zu kaufen, weiß ich nicht, ob das sinnvoll ist.

Vor dem Computer sitzen – Grafikprogramme öffnen und weitere Postkartenmotive, Poster oder sonst etwas kreatives designen? Damit es auf meiner Festplatte liegt und es vielleicht nie jemand sieht. Soll ich es nur für mich machen, damit mein Kopf wieder zu Ruhe kommt und meine Laune vielleicht doch noch besser wird?

Oder einfach rausgehen, obwohl es regnet? Gummistiefel und Regenjacken ran – die Kleine schnappen und einen Spaziergang um die Weiher machen. In Pfützen springen und Schnecken suchen, die sich ihren Weg durchs hohe Gras bahnen. Wir würden wahrscheinlich Spaß haben und lachen. Dann wenn wir nass sind, heim gehen, Badewasser einlassen und uns in die Fluten stürzen. Wahrscheinlich lachen wir wieder zusammen und danach kochen wir oder sitzen gemütlich auf dem Sofa. Nehmen Papier und malen oder sehen uns Dokumentationen an, die dann plötzlich nicht mehr so sinnlos sind, sondern uns zeigen, das es sich lohnt immer wieder weiterzumachen und wir unsere Träume nie aufgeben dürfen.

Genau das passierte mir heute und jetzt, nachdem ich das geschrieben habe sind die dunklen Wolken in meinem Kopf vorübergezogen und die Sonne beginnt wieder zu scheinen.

Gut, das es erst 15 Uhr ist – so kann ich mit meiner Familie noch immer einen schönen Tag mit einem freundlichem Gesicht verbringen. Und wahrscheinlich hören unsere Nachbarn heute auch das eine oder andere lachen aus der Wohnung.

Ich bin mir sicher, dass es dem / der einen oder dem anderen unter euch ab und an auch so geht. Und möglicherweise hilft es euch ebenfalls, wenn ihr euch dann hinsetzt und das Schreiben beginnt über das, was euch im Kopf herumgeht oder auf dem Herzen liegt. Gerne könnt ihr mir eure Erfahrungen mitteilen, was euch in solchen Momenten oder an solchen Tagen hilft. Und ich bin mir sicher, das können auch gute Tipps für andere sein. Und wer will schon lange in seinem Gedankenstrudel gefangen sein?

Liebe Grüße

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